Handlungsfelder der Allianz

Fachkräfte sind für jedes Unternehmen der Schlüssel zum Erfolg. Während das Potenzial der bereits vorhandenen Fachkräfte noch weiter ausgeschöpft werden muss, müssen die Bemühungen um weitere potenzielle Fachkräfte - dazu zählen Frauen, Ältere, Ungelernte, Arbeitslose, Migranten, Menschen mit Behinderung und benachteiligte Jugendliche - verstärkt werden.

In einigen, für Thüringen entscheidenden Branchen und Berufen wird die Fachkräftelücke mit den vorhandenen Arbeitskräften nicht geschlossen werden können. Hier muss das Thema Zuzug in- und ausländischer Fachkräfte mit aufgenommen werden.

1. Ausbildung verstärken

Das Thema berufliche Bildung nimmt bei der Fachkräftesicherung einen sehr wichtigen Stellenwert ein. Bereits in der Schule, gerade durch Praxiswissen, müssen die Weichen für das spätere Berufsleben gestellt werden.

 

Alle Thüringer Jugendlichen müssen auf die Unternehmen und auf sie passende Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote erhalten. Die Ausbildungsreife der Bewerber muss dabei kontinuierlich verbessert werden. Dies stellt auch eine hohe Herausforderung an die Allianz dar, um mehr Praxiswissen bereits bei der schulischen Ausbildung nachhaltig zu implementieren.

 

Diese berufliche Praxis dient der kontinuierlichen und adressatengerechten Berufsorientierung und soll Jugendlichen frühzeitig den Weg in eine Ausbildung bei Thüringer Unternehmen erleichtern. Dabei sollen neue Maßnahmen und Initiativen aufgebaut werden, die zielführend und abrechenbar die Interessen der Thüringer Unternehmen abdecken. Ziel der Allianz ist aber auch kontinuierliche berufliche Praxis, partnerschaftlich mit Thüringer Unternehmen, gebietsübergreifend zu organisieren.

 

Die Neuordnung von Berufen in der Erstausbildung sowie die Möglichkeiten mit den Allianzpartner eine qualitativ hochwertige Organisation und Umsetzung der Aus- und Weiterbildung muss den Thüringer Unternehmen viel stärker vermittelt werden.

 

Es soll durch diese Allianz erreicht werden, dass in der Summe der Partner, bzw. der durch sie vertretenden Unternehmen, Vereine und Institutionen alle für Thüringen relevanten Berufe realisiert werden können. Dies mit dem Schwerpunkt Bündelung von Ressourcen und Schaffung von Synergieeffekten. Hierzu wird eine einheitliche Daten- und Informationsbasis für die einzelnen Möglichkeiten der Allianzpartner geschaffen.

2. In Weiterbildung investieren

Die Allianzpartner setzen sich zum Ziel, die Weiterbildungsangebote für Thüringen weiter zu stärken und auszubauen. Der Stellenwert der beruflichen Weiterbildung bei den Beschäftigten, Unternehmen und potentiellen Fachkräften soll durch gezielte Beratung, Integration betrieblicher Bedürfnisse und regionaler Besonderheiten verstärkt werden. Der Fokus muss, nach heutigen Erfahrungen, in erster Linie auf ungelernten und gering qualifizierten Menschen liegen. Deren Potenziale können nur durch bedarfsgerechte Weiterbildungsangebote besser genutzt werden.

 

Mit den Unternehmen sollten Strukturen implementiert werden, die Wissensmanagement und lebenslanges Lernen, insbesondere für ältere Arbeitnehmer, zulassen. Hier gilt es die Unternehmen zu unterstützen, zu beraten sowie Angebote, die dies verfolgen zu initiieren und zu fördern. Des Weiteren muss die Durchlässigkeit des Bildungssystems weiter intensiviert werden.

 

Auch die Förderung von Höherqualifizierung, wie etwa das berufsbegleitende Studium oder die berufsbegleitende Weiterbildung, müssen weiter ausgebaut und vorangetrieben werden.

 

Es muss gelingen, gerade im Thüringer Mittelstand die Wichtigkeit von innerbetrieblicher Weiterbildung der Mitarbeiter zu erhöhen, da aufgrund der demografischen Entwicklung wesentlich weniger Schulabgänger und auch qualifizierte Quereinsteiger zur Verfügung stehen.

3. Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Frauen

Die Beschäftigungspotenziale von Frauen müssen in Thüringen, gerade für relevante Berufe, konsequenter ausgeschöpft werden.

Dazu gilt es, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verwirklichen.

Das Ziel der Allianzpartner ist es, durch individuelle und übergreifende Ansätze, zur Steigerung der Frauenerwerbsquote beizutragen.

4. Beschäftigung älterer Personen steigern

Die Beschäftigungspotenziale der älteren Belegschaft müssen zwingend ausgeschöpft werden.

 

Um ältere Arbeitnehmer länger und aktiver ans Unternehmen zu binden, müssen spezifische Bildungsangebote geschaffen werden. Ziel ist es, dass altersgerechtes Arbeiten und Lernen sowie gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen damit kontinuierlich verbessert werden.

 

Das Ziel der Bündnispartner ist es, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Einfluss darauf zu nehmen, dass innerhalb der Unternehmen Maßnahmen und Projekte zum Erhalt sowie zur Förderung der Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer realisiert werden.

5. Förderung von leistungsschwachen und benachteiligten Jugendlichen

Im Rahmen der Fachkräftesicherung muss der Fokus auch auf benachteiligte Jugendliche gerichtet werden. Das Potenzial gerade von Hauptschülern mit Bildungsdefiziten gilt es besser zu nutzen.

 

Durch geeignete Maßnahmen sollen Perspektiven für einen erfolgreichen Berufsabschluss geschaffen werden.

 

Das übergeordnete Ziel muss die Gewährleistung sein, dass jeder Schüler einen Ausbildungsplatz in Thüringen angeboten bekommt. Eine bessere Vernetzung der Allianzpartner soll dazu beitragen, schwache Jugendliche aufzufangen und durch Maßnahmen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt einzugliedern.

6. Arbeitslose und Ungelernte durch Qualifizierungsangebote in die Beschäftigung bringen

Thüringen weist in Bezug auf die Arbeitslosenquote die besten Bedingungen in allen neuen Bundesländern auf. Trotz dieser Entwicklung muss im Hinblick auf den Fachkräftemangel das Potenzial von Arbeitslosen besser genutzt werden. Vor allem Langzeitarbeitslose müssen durch geeignete Maßnahmen wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden.

 

Umschulungs- und Weiterbildungsinteressen müssen dabei sowohl auf die Bedürfnisse der Betroffenen als auch den Bedarf der Unternehmen abgestimmt sein. Eine zukünftig gemeinsame Abstimmung der Allianzpartner ist dabei die Grundlage, um erfolgreiche, schon regional durchgeführte Maßnahmen und Projekte thüringenweit umzusetzen.

 

Dies setzt einen kontinuierlichen Abstimmungsprozess der Allianzpartner mit der Wirtschaft und den Agenturen für Arbeit einschließlich der Jobcenter voraus.

7. Gezielte Zuwanderung von in- und ausländischen Fachkräften

Fachkräftesicherung setzt voraus, dass alle vorhandenen Potenziale genutzt werden. Da aber bestimmte Branchen und Berufe stärker vom demografischen Wandel betroffen sind als andere Bereiche, können Stellen bereits heute nicht besetzt werden.

 

Durch gezielte und bedarfsgerechte Zuwanderung kann das Potenzial in- und ausländischer Fachkräfte genutzt werden. Eine wesentliche Voraussetzung für die Rekrutierung ist der Wunsch der potenziellen Fachkräfte nach Deutschland und im Besonderen nach Thüringen zu kommen. Im bundesweiten Wettbewerb um die „klügsten Köpfe“ muss Thüringen daher sowohl für Fachkräfte aus dem Ausland als auch für potenzielle Fachkräfte aus ganz Deutschland ein attraktiver und zukunftsfähiger Standort sein.

 

Dabei kommt es vor allem auf ausreichende Angebote hinsichtlich der Sprachförderung, der Willkommenskultur und der individuellen Betreuung an.

 

Ziel der Allianzpartner ist es, Projekte zu implementieren, die eine erfolgreiche Integration in- und ausländischer Fachkräfte in das gesellschaftliche Umfeld ermöglichen. Hier stehen Thüringer KMU Unternehmen und der Mittelstand im Schwerpunkt.

8. Eingliederung und Förderung von beruflichen Rehabilitanden und Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben

Die Potenziale von Menschen mit Behinderung müssen weiter erschlossen werden. Inklusion stellt für Menschen mit Behinderung eine Möglichkeit dar, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu bestreiten.

Es ermöglicht ihnen außerdem einen allgemeinen, barrierefreien Zugang zum Arbeitsmarkt, in dem diese ihre Fähigkeiten entwickeln und einbringen können.

Die Allianzpartner werden sich nach Ermessen und Verantwortlichkeit durch gemeinsames Engagement und verzahntes Handeln für bessere Chancen dieses Personenkreises einsetzen.

9. Menschen mit Migrationshintergrund

Menschen mit Migrationshintergrund haben oftmals Abschlüsse und Qualifikationen in ihrem Herkunftsland erworben. Dieses Potenzial gilt es besser zu nutzen, um die Menschen in den regionalen Arbeitsmarkt ausbildungsadäquat integrieren zu können.

Die Allianzpartner verpflichten sich, dass „Gesetz zu Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen“ bestmöglich umzusetzen.

Ziel der Allianzpartner ist es außerdem, geeignete Maßnahmen in die Wege zu leiten, um Bildungsdefizite bei Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere bei jungen Menschen, zu verringern. Dabei kommt es vor allem auf ausreichende Angebote hinsichtlich der Sprachförderung, der Willkommenskultur und der individuellen Betreuung an.

Die Partner der Allianz unterstützen Aktivitäten, die darauf abzielen.

10. Identifizierung von Mangelberufen bei gleichzeitiger Steigerung der Wertigkeit der Berufsgruppen

In bestimmten Berufsgruppen ist es für die Unternehmen bereits heute schwierig geeignetes Personal zu finden bzw. im Unternehmen zu halten.

Vor allem in der Metall- und Elektrobranche, in IT-Berufen, in der Gastronomie, der Logistikbrache, Pflege- und Sozialberufe, Bauberufe sowie in Handwerksberufen existiert bereits jetzt ein erhöhter Fachkräftemangel. Diesen Prozessen gilt es entgegenzuwirken.

Die Allianzpartner setzen sich zum Ziel, für die Thüringer Wirtschaft für bestimmte Mangelberufe zu werben.

Jeder Allianzpartner erklärt sich dazu bereit, die Ziele der Allianz „Bildung und Fachkräfte für Thüringen“ konsequent zu verfolgen.

Insgesamt einigen sich die Partner auf die nachfolgenden Handlungsfelder.

16.07.2014